Geschichte der Sternwarte Radebeul
1955 bis 1976
1978 bis 2015
Sternwarte Radebeul im Bau
Bereits im Jahr 1955 nahm die Geschichte der Radebeuler Volkssternwarte ihren Anfang. Im Anschluss an einen astronomischen Lehrgang der Volkshochschule (Referenten waren W. Büttner und H.-J. Gerstner) fanden sich einige Sternfreunde zu zwanglosen Plaudereien zusammen. Ein Jahr später wurde daraus die Radebeuler Fachgruppe Astronomie im Deutschen Kulturbund gegründet. Zwei Ein-Jahres-Arbeitsgemeinschaften „Junge Astronomen“ begründeten die seitdem nie abgerissene astronomische Jugendarbeit in Radebeul. Nachdem der Versuch einer Himmelsbeobachtung auf dem Bahnhofsvorplatz in Radebeul-West einen riesengroßen Andrang hervorrief, stand der Entschluss fest: „Radebeul braucht eine Volkssternwarte!“
Im Jahr 1959 begann bald darauf die Standortsuche. Die Wahl fiel dann auf den „Balkon Radebeuls“, das Gelände oberhalb der Weinberge am Jakobstein. Mit dem Bau einer Holzhütte, auf Schienen abfahrbar, entstand auf den Ebenbergen das erste Gebäude der Volkssternwarte.
Am 2. Mai 1959 begann mit einer Feier im Festsaal des Schloss Wackerbarth die Einweihung der Volkssternwarte als Einrichtung des Kulturbundes.
Der Tag vor der Einweihung der Sternwarte
Am 5. März 1960 beginnen die Arbeiten für den Bau eines Unterrichtsraumes. Doch das neue Gebäude erwies sich schon bald als eine Zwischenlösung.
Kurz darauf wurde mit der Projekterstellung für einen Neubau der Sternwarte begonnen. Anlässlich des 100. Todestages von Adolph Diesterweg am 11.09.1966 wurde feierlich die Namensverleihung zur „Adolph-Diesterweg“-Sternwarte vorgenommen.
Zur Sonnenwendfeier am 21. Juni 1968 war es endlich so weit: der Radebeuler Bürgermeister Herr H. Walther nahm den ersten Spatenstich für den Neubau der Sternwarte vor. In einer imposanten Volksinitiative wurde auf den Ebenbergen an Stelle der alten Unterkunftsbaracke ein das Gebäude der Sternwarte mit Planetarium und Astrokuppel errichtet. In einem vorbildlichen Zusammenspielwirkten Bürger, Schüler, Studenten, Handwerker und Firmen mit. Studenten der TU Dresden stellten den Rohbau fertig.
Die Einweihungsfeierlichkeiten fanden nach einem Jahr Bauzeit am 03.10.1969 statt. Als treibende Kraft im Baugeschehen erwies sich immer wieder der Leiter der Sternwarte, Herr Rüdiger Kollar.
Luftaufnahme der Sternwarte Radebeul
Am 7. Oktober 1979 erfolgte die Übergabe der Südhemisphäre des alten Zeiss-Universal-Großplanetariums, desweiteren wurde ein Instrumentengarten im Außengelände der Sternwarte seiner Bestimmung übergeben. Als große Feierlichkeit begingen Radebeul und die Volkssternwarte das 25jährige Jubiläum der Einrichtung am 2. Mai 1984. Vor der Astrokuppel wurde die Diesterweg-Büste aufgestellt. Später im Jahr erfolgte der Einbau des ZEISS-Kleinplanetariums ZKP 2 in die 8m-Planetariumskuppel der Sternwarte. Bis zum Jahr 1990 gab es an der Sternwarte Arbeitsgemeinschaften für Schüler, einen astronomischen Jugendclub für jugendliche Sternfreunde sowie die Fachgruppe Astronomie des Kulturbundes. Daraus ging im Jahr 1991 der Astroclub Radebeul e.V. als bis heute wichtige tragende Säule der Einrichtung hervor. An der Sternwarte waren für Führungen, Vorträge und Veranstaltungen sowie für die Unterrichtung im Schulfach Astronomie bis zu 6 Personen beschäftigt.
In den folgenden Jahren nahm die Bedeutung der Schulastronomie an der Volkssternwarte bis hin zur Aufgabe als eigenständiges Schulfach im Jahr 2004 langsam ab. Gleichermaßen gewinnen astronomische Großveranstaltungen, die Gestaltung von Events und Tagesveranstaltungen sowie außerschulische Bildungsseminare immer weiter an Bedeutung.
Nach einer Modernisierung und Sanierung der baulichen Substanz, der technischen Anlagen und der astronomischen Instrumente, ist die Volkssternwarte „Adolph Diesterweg“ Radebeul den veränderten Anforderungen bestens gewachsen. Mit dem Einbau des hochmodernen Zeiss Planatariumsprojektor ZKP4 im Jahr 2011 und einer von den Mitarbeitern der Sternwarte entwickelten Fulldomeanlage zur Ganzkuppelprojektion werden auch die zukünftige Veranstaltungen auf der Sternwarten für jeden Besucher zu einem besonderen Erlebnis.
Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg
29.10.1790 – 7.6.1866
DIESTERWEG war Lehrer für Naturwissenschaften, später (1820) Leiter des Lehrerseminars in Moers und (1832) in Berlin. Nach 1858 war er preußischer Landtagsabgeordneter. Er wollte eine Volksschule im Geiste Pestalozzis und forderte eine einheitlich nationale und liberale Erziehung. Den Schülern sollte astronomisches Grundwissen vermittelt werden.
DIESTERWEG beschäftigte sich mit astronomischen Fragen aus Leidenschaft. Er verfasste die „Populäre Himmelskunde und astronomische Geographie“, die in mehr zwanzig überarbeiteten Auflagen erschien. Diesem Werk stellte er den sinnigen Spruch voran:
„Die Astronomie ist eine herrliche, erhabene, weil erhebende Wissenschaft. Darum sollte sie keinem, auch nicht einem Menschen vorenthalten werden.“
Anläßlich seines 100. Todestages erhielt die Radebeuler Volkssternwarte 1966 seinen Namen. Eine Büste auf der Beobachtungsterrasse erinnert heute an diesen bedeutenden Pädagogen.
Rüdiger Kollar
16.6.1925-10.3.2005
RÜDIGER KOLLAR wurde 1925 in AUSSIG (USTI) geboren. Dort erhielt er seine schulische Ausbildung und legte 1943 das Abitur ab. Nach der Einberufung und der Rückkehr aus dem Krieg musste er seine Heimat verlassen und suchte mit seiner Familie 1945 Zuflucht in Dresden. In Radebeul wurde Rüdiger Kollar Neulehrer. Er unterrichtete an verschiedenen Schulen Erdkunde, Geschichte und Mathematik. Bei einem Zusatz-Fernstudium in Geschichte, Astronomie, Geographie und Mathematik entdeckte er seine Liebe zur Himmelskunde.
Mit Freunden und Mitstreitern eines Volkshochschullehrganges wurde die Kulturbund-Fachgruppe „Astronomie“ gegründet. Das Ziel ist der Auf- und Ausbau einer Sternwarte in Radebeul. Auf den Ebenbergen fand er den Himmel auf Erden und wurde „Sterngucker“. 35 Jahre widmete er die Energie seines Lebens der Volkssternwarte „Adolph Diesterweg“, die sich von einer Holzbude (1959) über eine Baracke (1961) zum heutigen Gebäudekomplex (1969) entwickelte. Seinem unermüdlichen Einsatz verdankt die Sternwarte ihre heutige Bedeutung.